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IMG 20161109 WA0031Liebe Freund*innen,

um 17 Uhr trafen wir uns nach Klärung verschiedener logistischer Fragen wieder zu einem gemeinsamen Besuch bei der Platzbesetzung der Lehrer*innen. Es waren deutlich mehr geworden. Wir fragten nach und bekamen die Information, dass die Aktionen an den anderen Orten eingestellt wurden und nun alle Lehrer*innen, die um ihre Einstellung kämpfen, hierher nach Marrakesch gefahren sind. Sie wären nun insgesamt ca. 600 der 5.000 Lehrer*innen, denen die versprochene Einstellung in den öffentlichen Dienst verweigert wurde. Wir haben sie so verstanden, dass ihr Kampf nun in Marrakesch zentralisiert wird.

Hubert hat für die UG eine engagierte Kurzrede am Megaphon gehalten:


Dabei haben wir uns als Umweltgewerkschaftsdelegation öffentlich vor Tausenden Menschen vorgestellt und uns solidarisch mit den Lehrern erklärt. Wir haben auf den Widersinn hingewiesen, dass es für die Rettung der Lebensgrundlagen der Menschheit gut ausgebildete Menschen geben muss und in Marokko noch fast die Hälfte Analphabeten sind. Dazu müssen die Kinder kleinere Klassen bekommen und die Lehrer werden dringend benötigt. Gleichzeitig werden zu reinen Showzwecken beim cop22 Millionnen von Steuermitteln verschwendet. Sie sollen das Geld für die Verbesserung der Schulausbildung investieren. Wir haben die internationalen Gäste aus allen Ländern aufgefordert, über den berechtigten Kampf dieser jungen Lehrer in ihren Heimatländern zu berichten und eine internationale Solidarität zu organisieren. Das dreimalige "Hoch die internationale Solidarität!" mitsamt französischer Übersetzung wurde aufgegriffen. Das haben wir gefilmt, wird noch etwas geschnitten und steht dann für unsere Homepage zur Verfügung.

 

IMG 20161109 WA0033Die Rede wurde Satz für Satz ins Französische übersetzt und von uns lautstark über Megaphon verkündet. Es war also abwechselnd Deutsch und Französisch. Es kamen im Anschluss gleich verschiedene deutsche Touristen mit Nachfragen zu uns und wir waren froh, dass wir ein 3-sprachiges Flugblatt zur Verfügung hatten. Ein Pärchen aus Tettnang in Oberschwaben will am Sonntag zur Demo kommen. Die ganze Aktion wurde sehr aufmerksam verfolgt von Hunderten Menschen, wenn nicht sogar Tausenden wahrgenommen, obwohl die Power des Megaphons etwas schwach war. Eine Anlage, wie sie bei den deutschen Montagsdemo-Protesten eingesetzt wird, wäre hier sehr wertvoll.

Die Lehrer*innen waren sichtlich bewegt durch unsere solidarische Aktion und bedankten sich sehr herzlich. Sie haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir bereits am Tag zuvor nach unserem Besuch von Zivilpolizisten verfolgt wurden. Sie hatten diese Zivilpolizisten dann selbst verfolgt und warnten uns vor der Beschattung. Daraufhin haben wir beim Weggehen genauer hingeschaut und siehe da, ein auffällig unauffälliger ca. 25 bis 30 jähriger Mann lief uns bis ins Restaurant nach. Wir haben dort zwei Stunden gegessen und ausgewertet und später war ein anderer Beobachter vor dem Restaurant. Einer von uns hat es dann getestet, lief los als ob er heimgehen wollte und prompt lief einer nach. Das gleiche beim Richtungswechsel um 180 Grad. Wir haben uns daraufhin nochmal beraten und hatten die Einschätzung, die wollen rausbekommen wo wir hier wohnen. Das ist für uns nicht weiter gefährlich, schränkt aber die Möglichkeiten für Freundschaften mit hier lebenden Marokkaner*innen ein. Beim Heimgehen haben wir uns getrennt und er verfolgt die Gruppe mit dem Redner. Im weiteren Verlauf haben wir versucht, ihn zur Rede zu stellen, als er jeden Haken nachvollzog. Er ist dann peinlichst erschrocken und war später nach weiteren Kontrollen verschwunden.

Der marokanische Staat ist stark bemüht, keinerlei Negativerlebnisse während des cop22 weltöffentlich zu machen.
Ausländer werden wegen des erwünschten Tourismus äußerst zuvorkommend behandelt, das erfuhren wir an allen der bisherigen vielen Polizeikontrollen. Und gerade in Marrakesch denkt die Masse der Einheimischen, die Polizei beschütze die Tourist*innen vor schlechten Erfahrungen. Deshalb macht Euch also zu Hause bitte keine Sorgen! Allerdings befürchten wir, dass der bisher problemlose Zugang in die cop22-Zelthallen vielleicht gefährdet ist, wenn wir weiterhin so auffällig agieren. Deswegen werden wir morgen unsere grünen Westen erst anziehen, wenn wir drin sind.


Liebe Grüße

Hubert im Auftrag von allen 4en