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Screenshot 2016 11 09 08 57 37Wir haben bereits einiges zum cop22 berichtet. Heute soll mal die Viel­schichtigkeit des Geschehens bei diesem welt­weiten Treffen beleuchtet werden, dass uns als Umwelt­gewerkschaft e.V. sehr wichtig sein muss.

Es ist bekanntlich ein Treffen der Regierungen der Welt. Nicht ganz 200 Länder haben dazu Vertreter geschickt. Diese Regierungs­vertreter haben alle einen Stab von weiteren offi­ziellen Teil­nehmern dabei. Zum einen sind das Vertreter von so­genannten NGOs (Nicht­regierungs-Organisationen), die umwelt­politisch aktiv sind. Dies dürfen dann auch andere akre­ditieren, auch aus anderen Ländern. Eine Vertreterin von 350.org hat uns gestern erzählt, wie sie als inter­nationales Netzwerk Umwelt­aktivisten aus der ganzen Welt zum offi­ziellen Eintritt in die „Blue Zone“ verhelfen. Sie meinte, das können wir als Umwelt­gewerkschaft künftig nutzen. Dann werden viele büro­kratische Dinge, durch die wir uns mühsam durchquälen mussten, einfacher.


Des Weiteren sind hier viele Student*innen aus den teilnehmenden Ländern als sogenannte „Observer“(Beobachter). Beim Gespräch mit deutschen Observern der Uni Freiburg, erfuhren wir von „Katerstimmung nach Paris“ und Langweiligkeit bei den offiziellen Verhandlungen, weil dort gerade überhaupt nichts voranginge. Der offizielle Vertrag des cop21 würde den Politikern reichen. Wie und ob dieser nun auch praktische Folgen nach sich zieht, dafür sei wenig Ehrgeiz zu spüren. Eine Studentin, die jeden cop seit Kopenhagen begleitet hat, meinte, der cop in Marrakesch wäre nicht ganz so schlimm, wie der in Katar, bei dem der Showcharakter noch weitaus auffälliger war.

 

Dann sind im Begleittross der cop-Delegationen viele Firmen, die im Bereich Umwelttechnik ihre Profite realisieren. Auf die haben es offensichtlich die marokanischen Gastgeber besonders abgesehen. 90% der Stände in der „Green Zone“ sind auf Gewinnung von Investoren und Verwaltungsleuten von Staaten ausgerichtet. Dieser „Green Zone“-Bereich, den wir als Gäste kostenlos betreten können, hat den Charakter einer Umweltindustriemesse. Wir fragten gestern an einem der Stände, ob das ausstellende Unternehmen auch dem marokanischen König gehört, der ja nebenbei Marokkos erfolgreichster Kapitalist ist. „Nein, nein, überhaupt nicht, das hat ein marokanischer „Selfmademan“ geschaffen.“ Es war eine Holding, die in verschiedensten Umweltbereichen marokanische Firmen zusammengekauft hat. Nun werden die Reichtümer der Holding als Segen für die Menschheit verklärt. In einem Land, in dem Armut sehr verbreitet ist, gibt es neben dem König noch weitere Superreiche, die den cop22 als Hausmesse zelebrieren.

Die restlichen 10% des „Green Zone“-Bereichs nutzen vielleicht 100 Kleinstände und Kleinststände verschiedenster Initiativen (auch davon 80% aus Marokko) Diese restliche Fläche von 10% der „Green Zone“ ist zwar ein Feigenblatt-Bereich, aber hier treffen wir auf unglaublich hohes Interesse an dem, was in Deutschland läuft und was die Umweltgewerkschaft macht. Wir müssen aufpassen, uns vor lauter Interesse nicht hoffnungslos zu verzetteln!

Der Feigenblatt-Bereich ist notwendig, damit die internationale Presse auch tatsächliche Umweltkämpfer- und Projekte filmen und zeigen kann. Es sind jede Menge Filmteams in den cop-Zelthallen unterwegs aus allen Ländern, die auch an der deutschen Umweltgewerkschaft interessiert sind. Das haben wir noch nicht genutzt und schrecken wegen unserer Französischschwäche auch etwas zurück. Einzelne Medienkonzerne aus Südamerika haben die Teilnahme von Vertretern indigener Völker aus ihren Ländern ermöglicht. Diese ziehen in ihrem Stammesschmuck, von Kameras verfolgt, durch den cop-Bereich, machen Musik und Theater und heben das sonst eher bescheidene künstlich-kulturelle Niveau der Gesamtveranstaltung.
Selbst wenn es mitunter den Eindruck macht, hier werden „dressierte Urwaldäffchen“(zwei Indianer mit 10-köpfigem Kamerateam) vorgeführt, präsentieren gerade diese indigenen Völker sehr kämpferisch ihren Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Lebensräume. Die aus verschiedensten Regionen Afrikas anwesenden Vertreter der ursprünglichen Bewohner des Kontinents melden sich in Diskussionen und Veranstaltung auch sehr kämpferisch zu Wort. Ein Stand-Bereich ist der Genderfrage und den Frauenorganisationen zur Verfügung gestellt. Dort ist die internationale Vertretung von „Frauen ohne Grenzen“ unübersehbar.

Gestern besuchten wir gemeinsam eine der vielen Diskussionsveranstalungen, die zum Teil gleichzeitig an 5 bis 6 kleinen Sitzbereichen der Zelthalle mit den NGOs stattfinden. Veranstalter war die Wasserinitiative, die uns einen Teil ihres Stands teilweise und wenn sie nicht anwesend sind ganz zur Nutzung überlies. Sie berichteten über die Bedeutung des Wassers in Marokko. Wie das uralte Wasserrecht umgangen und mißbraucht wird für die Wohlhabenden, während die Armen immer öfter leer ausgehen. Die schon eingetretenen Klimaveränderungen verschärfen das. Die Initiative, zielt darauf ab das Wasserrecht zu mordernisieren und beteiligte sich bereits bei früheren cops. Es geht in verschiedenen Regionen Marokkos inzwischen wirklich um eine Überlebenschance. Die Existennöte der Menschen in diesen trockenen Bereichen führt bei ehrlicher Betrachtung zum großen Drang nach Europa auszuwandern, was allerdings für die insgesamt eine halbe Milliarde Menschen im arabischen Raum keine Perspektive haben kann. Sie müssen um ihren Lebensraum kämpfen und werden dabei von solchen Wasser-Initiativen unterstützt. Also echte Überlebenshilfe im Umweltkampf.

Zum Ablauf der Diskussion:
Nach der Einführung kam schnell eine Diskussion zur Frage Verursacher und gesellschaftliche Alternativen zustande. Auf Bitte der Wasserinitiative stellte eine Vertreterin des Verlags Neuer Weg das Buch vor: „Katastrophenalarm – was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur“. Verschiedene cop-Beteiligte aus Kamerun, Bukina Faso und dem Kongo deckten auf wie brutal gerade deutsche Konzerne den Lebensraum ihrer Völker durch Waldabholzung, Wasserabschöpfung und Einführung von Monokulturen zerstören. Das war an uns als Deutsche gerichtet. Wir versprachen diese Dinge nach Deutschland zu berichten.

Die Moderatorin stellte fest, dass alle Diskussionen immer wieder zu der Frage führen, was man machen kann gegen diese superreichen Umweltverbrecher, wie wir mit ihnen fertig werden sollen? An dieser Stelle brachten wir die neue Organsiationsform der Umweltgewerkschaft ein. Unser Anliegen ist ja die Arbeit- und die Umweltbewegung zusammenzubringen und damit beiden zu größerer Durchsetzungskraft zu verhelfen. Heute ist es nur noch möglich die sozialen Fragen in Einheit mit den ökologischen Fragen zu lösen. Während in Deutschland bis heute immer noch eine Konkurrenzbetrachtung den Hauptverursachern der Umweltkrise hilft uns zu spalten. Wir erklärten die Symbolik unserer Jacken : Viele kleine Fische können organisiert den großen kapitalistischen Geldfisch schlagen. Es war sehr beeindruckend mit welcher Offenheit und Selbstverständlichkeit hier die Frage grundsätzlicher Überwindung des Kapitalismus gerade mit revolutionären Mitteln besprochen wird, während bei uns in Deutschland die Mitarbeit von MLPD-Mitgliedern bei manchen bereits als Weltuntergang und Ausschlußgrund angesehen wird.

Es ist offensichtlich so, dass diese vielen kleinen Gesprächsrunden (es hörten 25 Leute ständig und weitere 25 zeitweilig zu und ca. 10 brachten sich mit dem Mikrophon ein) alle die Frage nach gesellschaftlicher Veränderung behandeln. Unsere weiteren Erlebnisse werden wir nun gleich kollektiv diskutieren und aufschreiben. Mehr dazu im nächsten Bericht.

Wir werden heute am letzten gemeinsamen Tag als Delegation das Museum von Marrakesch besuchen. Gemeinsame Freizeitgestaltung kam bislang zu kurz. Desweiteren werden wir mit den um Einstellung kämpfenden Lehrer*innen besprechen, wie wir die Übergabe der Solidaritätsadresse und der Spende des Bundesvorstands organisieren um möglichst vor vollem Platz (Wochenende beginnt) eine gute Solidaritätswirkung hinzubekommen.
Unsere erste Wortmeldung mit Mikrophon wurde übrigens von verschiedensten Leuten mitgefilmt und geht in Nordafrika gerade durch verschiedenste soziale Netze. Diese Solidarität verschafft der Umweltgewerkschaft gerade die größte Aufmerksamkeit. Mehr wie wir als kleine Delegation beim cop22 selbst hinbringen. Marokanische Freunde die zunächst den Lehrerprotest etwas geringschätzten sind inzwischen begeistert, wie wir da aufgetreten sind. Die Frage, die die ausgebildeten aber nun nicht eingestellten Lehrer*innen stellen, ist nur in der Einheit von sozialer und ökologischer Frage zu lösen: „Wie sollen Menschen die Umwelt retten ohne Ausbildung?“

Für morgen gibt es verschieden Anfragen wegen Telefonkontakt zu Weltklimatag-Aktionen in D. Da kann alles über mein Telefon abgewickelt werden, am besten über whatsapp-Telefonie, wie wir inzwischen getestet haben. Dann kostet es nichts. In den Hallen des cop22 gibt es kostenloses offenes WLAN das gut funktioniert, wie Tests ergeben haben. Meine Telefonnummer ist bekannt Auslandsvorwahl für Marokko ist 00212.
Wir haben morgen um 11 Uhr einen Termin mit einer Vertreterin einer tunesischen Jugendorganisation „Offenes alternatives Jugendnetzwerk“ die sehr kämpferisch die Fracking- Bemühungen in Tunesien attakieren. Wer also nach 12 Uhr anruft, kann vielleicht direkt mit ihr sprechen aus der Zelthalle des cop22. Muss sie allerdings erst dazu fragen. Die Idee kam mir erst heute.

Um die Freizeit durchzusetzen können wir heute leider nicht an der Diskussionskonferenz „Alternativen zur Umweltkrise“ teilnehmen um 15 Uhr. Die „Koordination für Klima und Umwelt in Marrakesch/Safi“ organisiert das in der Fakultät der Wissenschaften der Uni Marrakesch.

Nur so als Beispiel warum es gut wäre, das nächste Mal eine etwas größere Delegation zu haben. Hier geht das „Geschäft“ für uns als UG nicht aus.

Herzliche Grüße
Hubert

 

Kommentare   

# MarrakeschDieter Holzhauer 2016-11-12 00:52
Herzliche und Kämpferische grüße aus Kassel.
Was Ihr da auf die Beine stellt auch unter extrem gefährlichen umständen ----- Hut ab.
Bin in Gedanken bei Euch.
Kommt gesund und munter
nach hause zurück.
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
Kämpferische Grüße
und weiter so.
Dieter holzhauer

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