Beschreibung der Powerpointpräsentation: Munition in Meer
Folie 1
Der Mensch verändert mit seinem Sein, seinem Tun seine eigene Lebensgrundlage grundlegend. Er gestaltet seine Umwelt und zerstört sie zugleich. Doch die Umwelt ist nur in einem bestimmten Maße fähig, kurzfristig diesen Einfluss auszugleichen.
Die Umweltschädigung hat globalen Charakter angenommen.
Einleitung
Ohne die Meere gäbe es den heutigen Wohlstand nicht, den Teile der Erdbevölkerung genießen.
Mehr als 2/3 der Erde wird durch Ozeane bedeckt, sie bilden die zusammen mit den anderen ober- und unterirdischen Wassern die Hydrosphäre.
Die Tiefen der Ozeane sind bislang weitgehend unerforscht.
Ozeane sind reich an Ressourcen, Energien und Mineralien, liefern Nahrung für Mensch und Tier.
Sie sind verantwortlich für das Klima und damit für das Wetter, vor allem für die Stabilität von Klimazonen.
Sind Transportwege zwischen den Kontinenten.
Es ist ein einzigartiges Ökosystem und global stark gefährdet.
Hieß es früher – Freiheit der Meere- so sind es heute Überfischung, Verlust der Artenvielfalt und Meeresverschmutzung, die ein globales Handeln erfordern.
Meer und Küsten sind Teil unserer Umwelt und bedürfen dringend unseres Schutzes, international, denn Umwelt kennt keine Grenzen.
Zudem bestehen zwischen allen Ökosystemen Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Schade ich eines, gefährde ich alle!
Eine Vielzahl dieser Bedrohungen und Veränderungen sind den Menschen nicht einmal bekannt.
In der nachfolgenden Präsentation möchte ich euch eines dieser Probleme, aus dem Bereich der Meeresverschmutzung, kurz darstellen.
Wenn wir von Meeresverschmutzung sprechen, sind es Schlagworte, wie:
Nitrat- und Phosphateintrag aus der industriellen Landwirtschaft (Hauptproblem vor allem für die Ostsee!)PlastikmüllChemieabfall- und SchwermetalleinträgeRadioaktivitätÖlverschmutzungMunition im MeerLärm und Schall im Wasser
welche uns nur allzu bekannt sind seit Jahren. Keine der Schlagwortinhalte sind voneinander zu trennen. Keines existiert für sich alleine!
Folie 2
Erst seit 2009 gibt es kontinuierliche Untersuchungen zum Thema Munition im Meer, bis dahin erfolgten Untersuchungen nur sporadisch und Anlassbezogen.
2011 wurde erstmals ein Bericht über die Munitionsbelastung in den deutschen Meeresgewässern vorgelegt. Er entstand im Expertenkreis Munition im Meer, BLANCO genannt, und umfasste ca.1000 Seiten!
Dieser Bericht wird nun jährlich aktualisiert.
Woher kommt diese Munitionslast im Meer?
In 2 Weltkriegen wurden bis zu deren Ende mit großem Profit und völkervernichtendem Potential Unmengen an Kriegsmunition und chemische, sowie biologische Kampfstoffe produziert, eingesetzt und für den Einsatz gelagert.
Nach dem 2. WK wollten die Alliierten den deutschen Kriegsherren den weiteren Zugriff darauf entziehen.
Bewusst, aber auch aus Unbedachtheit und unter Zeitdruck, wurden Millionen von Tonnen dann in Ostsee und Nordsee verklappt, dh. versenkt. – Aus den Augen, aus dem Sinn? –
Dazu kommen noch tausende Schiffe und Flugzeuge mit ihrer Last an Munition, die während der Kriegshandlungen in den Meeren versenkt wurden.
Reinhard Öser, ein ehemaliger Marinetaucher der Nationalen Volksarmee der DDR, welcher jetzt als Bergungstaucher für verschiedene Institutionen tätig ist, schrieb das Buch: „Auf dem Grund des Meeres“.
Dort benennt er folgenden Fakt:
Bis Januar 2016 sind seit Kriegsende 418 Todesfälle und 720 Verletzte auf Grund von Unfällen mit Kriegsaltlasten bekannt geworden.
Hauptlast dabei tragen die Menschen des Fischereigewerbes, der Schifffahrt, Bergungsarbeiter/ -taucher und Arbeiter bei wasserbaulichen Tätigkeiten. Aber auch Menschen, die am Strand Erholung suchen, werden immer wieder Betroffene bei Kriegsaltlastfunden.
Gesellschaftlich ist dieses Thema bereits im öffentlichen Leben angekommen. Schleswig-Holstein verzeichnete alleine 2014 in der Google-Suchmaschine 330.000 Trefferanzeigen. Die Wasser- und Schifffahrtsbehörden der Küstenländer geben regelmäßig die „Bekanntmachung für Seefahrer“ heraus. Darin werden mit geografischen Längen- und Breiteangeben die Lage der Munitionsbelastungen angegeben. Sie beinhalten Wasserflächensperrungen, Ankerverbote und ähnliches. Dazu gibt es dann auch Kartendarstellungen, die zwar nur eine Momentaufnahme von Munitionslagen sind, jedoch schon heute zeigen, dass es in Nord- und Ostsee keineunbelasteten Flächen ohne Munition gibt!
Die nachfolgenden Folien zeigen euch verschiedenste Munitionsarten.
Folie 3
Kampfmittel, so der militärische Begriff, werden in Munition und Kampfstoff unterschieden. Wobei Kampfstoffe auch mittels Munition, als deren Bestandteil, eingesetzt werden können.
Als Beispiel für Brandmittel seht ihr unten rechts „Weißen Phosphor“. Dieser wird häufig nach Stürmen an den Stränden im Ufersaum gefunden. Er sieht Bernstein zum Verwechseln ähnlich! Kommt er dann mit Sauerstoff in Verbindung, verbrennt er ohne Zündquelle mit gut 1300 Grad Celsius. D.h. er kann zwar mit Wasser gelöscht werden, doch sobald er abgetrocknet ist, brennt er weiter. Man kann nur luftdicht den Brandherd abdecken, mit Sand zum Beispiel.
Oben rechts seht ihr als ein weiteres Beispiel ein Bruchstück des Kampfstoffes Arsen. In Verbindung mit Chlor, wurde es als Nervengift eingesetzt.
Folie 4
Die Vielfalt der Munitionskörper in Form und Größe, ist groß. Entsprechend des Einsatzgebietes und des Zielobjektes, wurden die Kampfmittel in Bomben oder Granaten angepasst.
Rechts oben ein Objekt mit ca. 15 cm Länge, die hier links im Lager des Munitionsbergungsdienstes aufbewahrten Objekte haben Längen um 1 m und es gibt noch weitaus größere.
Folie 5 bis 7
Hier sehen wir verschiedene Granatformen und -größen, abgeschossen von einem Gewehr bis hin zu Geschützen, selbstfahrend oder von Schiffen und Landfahrzeugen aus. Auch diese Fotos sind nur beispielhaft.
Folie 8
Ein weiterer Kampfmittelkörper sind Minen, ebenfalls vielfältig in Form, Größe und Auslösemechanismus.
Folie 9
Das linke Bild zeigt beispielhaft die Fundsituation des Kampfmittelkörpers einer Panzerfaust, einer Waffe, die von einem fußläufigen Soldaten gegen Panzer eingesetzt wird.
Folie 10
Hier werden beispielhaft Kampfmittelkörper von Raketen, also Objekte, welche selbständig große Entfernungen mittels eigenem Antrieb zurücklegenden. Hier geht die Größe bis dahin, dass sie eigene Sattelschlepper und Startrampen benötigen, um an den Einsatzort zu gelangen und abgeschossen zu werden.
Folie 11
Auch wieder nur beispielhaft, die für den Seekrieg entwickelten Kampfmittelkörper. Links, wird eine an der Wasseroberfläche treibende Seemine entschärft. Verwendet werden sie in Minensperren, zumeist unter Wasser. Sie haben bis zu 8 einzelne Auslöser eingesetzt und können mehrere 100 Kg an Sprengstoff in sich tragen.
Oben in der Mitte ein Torpedo, welches von Schiffen und U-Booten aus eingesetzt werden. Dieses hier wurde vor Peenemünde/ Usedom geborgen und in Stralsund zerlegt.
Das Foto darunter wurde in der Flensburger Förde geschossen. Hier handelt es sich um eine Seemine, welches durch Taucher unter Wasser per Hand entschärft wurde und dann erst an Land geborgen werden konnte. Sprengkraft von rund 400 T Sprengstoff.
Rechts sind kleinere Formen von Seeminen zu sehen.
Folie 12
Typische Strandfunde, die jedoch trotz ihrer Unscheinbarkeit gefährlich sind. Brennstäbe waren für das Zünden von Bomben und Granaten zuständig und haben deshalb ihre eigene Brandmittelzusammensetzung.
Die Klumpen sind Schießwolle. Es handelt sich hierbei um ein Sprengstoffgemisch! Bei Kontakt mit bloßer Haut, werden durch die chemischen Bestandteile die Eiweißzellen abgetötet, es kommt mindestens zu einer dauerhaften Verfärbung der betroffenen Hautpartie. Später dazu noch andere Fotos.
Folie 13
An Land sind nach Jahrzehnten des Einflusses von Sonne, Regen und Wind die Kampfmittelkörper oft bis zur Unkenntlichkeit verrottet, können aber zumeist bei Entdeckung fachgerecht entschärft, geborgen oder gesprengt werden.
Aber wie sieht es damit unter Wasser aus?
Abhängig von Wassertiefe, -strömung und -zusammensetzung, ist schon die Auffindung der Objekte eine Herausforderung.
Links oben, wurde die Munition immer wieder im Brandungsbereich aufgedeckt, verschüttet, verstreut.
Rechts oben wurde bei Bergungsarbeiten an einem Wrack beim Ausspülen dieses Artilleriegeschoss freigelegt. (Rechts vom Spülrüssel)
Links unten eine typische Ansammlung von Objekten im Spülsaum am Strand. Jedoch kann man nicht mit bloßem Auge unterscheiden, was dort angespült wurde, es könnten auch Kampfmittel darunter sein, die aus zerbrochenen oder verwitterten Behältnissen herausgewaschen wurden.
In der Mitte waren den Sporttauchern die gleichmäßigen Buckel am Grund aufgefallen und sie meldeten ihren Verdacht. Nach Sonaraufnahmen des Bereiches, bestätigte sich der Verdacht. Es handelte sich um eine der Versenkungsstellen von mehreren hundert Seeminen, ähnlich der rechts unten abgebildeten Ankermine, die, wie der Name sagt, per Anker in tieferen Wasserschichten gehalten wurde, um gegen Schiffe mit bestimmten Tiefgang wirksam zu werden.
Folie 14
Wie bereits erwähnt, ist die Auffindung die erste Herausforderung.
Zufallsfunde durch Sporttaucher, Hebung mit oder Reißen von Fischernetzen, Ausspülungen/ Ausgrabung bei wasserbaulichen Tätigkeiten, wie zum Beispiel der Windkraftanlagen oder Gas- und Stromleitungen, sind eine Seite.
Eine andere ist die akribische Recherchearbeit u.a. in den Militärarchiven.
Auf dem Foto sind zum Beispiel Teilaufnahmen der Luftbildauswertung der Kampfhandlungen bei Stralsund zu sehen. Notwendig wurden sie wegen den geplanten Bauarbeiten an den Hafenanlagen im Werftbereich und Sanierung der Brückenpfeiler des Rügendamms.
Die Fliegerstaffeln führen auch immer eine Luftbilddokumentation durch. Diese Originalbilder ermöglichten die genauere Lokalisierung möglicher Kampfmittel, auch Blindgänger, die immer wieder dabei waren.
Folie 15
Mit freundlicher Genehmigung der Uni-Kiel durfte ich euch das Bild mit den beiden Mitarbeitern im Potsdamer Militärarchiv zeigen. Sie führen vor allem Recherchen nach chemischen Kampfstoffen aus. Die tickenden Zeitbomben in Nord- und Ostsee!
Folie 16
Dieses sind Fotos aus Dokumentationsberichte der Verklappung der von ihren Zündern befreiten Munition. Dafür wurden Gebiete ausgesucht, die zwar in Küstennähe, jedoch so weit wie es geht von den Seeschifffahrtsstraßen entfernt lagen. Diese Gebiete sind in den Seekarten verzeichnet.
Ein großes Problem dabei war, dass die damaligen Schiffsführer der Aktion nach Anzahl ihrer Fahrten bezahlt wurden. So ging ein Großteil bereits auf dem Weg zu den Verklappungsgebieten über Bord, um schneller eine neue Ladung aufnehmen zu können. Verständlich, dass diese unerlaubten Versenkungen nicht registriert wurden.
Ein weiteres Problem: Jedes Land führte seine eigene Dokumentation, dh.es gab keine einheitliche Erfassung der Menge und der Lage der Munition.
Rechts oben eines der Sonarortungen eines im Krieg abgestürzten Flugzeuges. Solche Funde werden oft gezielt durch das Studium von Zeitzeugenberichten gemacht.
Folie 17
Nun die schon beschriebene Eintragung dieser Verklappungsgebiete als „unrein Munition“ in amtlichen Seekarten, links oben, rotgestrichelte Flächen.
Rechts unten ist eine der zahlreichen Darstellungen von Munitionsfunden, die gemeldet wurden. Ich habe diese aus dem „Munitionsbelastungsbericht Deutscher Gewässer 2016“ entnommen.
Folie 18
Auch werden besondere Munitionsfunde öffentlich gemacht. Dazu kommen Hinweise und Warnungen vor Ort und an „befallenen“ Strandabschnitten.
Leider ist es so, dass sich Urlauber und Einwohner selbständig über mögliche Kampfmittel informieren sollten.
Folie 19
Rechts das Deckblatt des auch im Internet nachlesbaren Bericht zur Munitionsbelastung. Wie schon gesagt, er wird jährlich aktualisiert.
Die Universität Kiel ist derzeit die einzige Bildungsstätte, die sich mit dem Thema Munition im Meer beschäftigt. Da geht es um neue Bergungstechniken mit Robotern, Techniken zum Erkennen der genauen Zusammensetzung der Kampfstoffe am Fundort, Messpunktauswertung der chemischen Wasserzusammensetzung, um zum Beispiel Strömungswege zu erkennen.
Die UNI Kiel konnte erste gemeinsame Arbeitsprojekte mit der Uni Rostock, Abteilung Meeresbiologie, absprechen. Das macht etwas Hoffnung.
Folie 20
Nochmal zu Erinnerung!
Folie 21
Begründung, warum das Thema so immens wichtig ist!
Folie 22
Zeitbombe chemische Kampfstoffe! Einige Beispielbilder.
Im Ostseebereich gab es mindestens 6 Großlager für chemische Kampfstoffe und rund 10 Tausend Tonnen dieses Kampfmittels wurde in die Nord- und Ostsee verklappt!
Folie 23
Das Meer kennt keine Grenzen!
Deshalb ist es dringend erforderlich, international zusammen zu arbeiten, um die Kriegsaltlast zu finden, zu entschärfen und zu bergen.
Bislang müssen meistens Taucher die Sichtung des Fundes, eine notwendige Entschärfung und dann die Vorbereitung zum Bergen oder Sprengen vor Ort durchführen. Es besteht potentiell immer Lebensgefahr für sie.
Sprengungen sind durch Druck und Schall auch für die Natur unter Wasser lebensbedrohend.
Die Bundesrepublik Deutschland übernimmt nur die Kosten für die Seeschifffahrtswege. Die Kosten für die Minenbergung abseits dieser Wege obliegt den Bundesländern. Schleswig-Holstein ist davon am schwersten betroffen, weil es eine Nord- und eine Ostseeküste besitzt!
Jedoch gibt die BRD mehr als 7 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr aus!
Folie 24
Fazit!
Das Thema Munition im Meer ist nur ein Teil der Gesamtproblematik Umweltverschmutzung im Meer.
1,6 Millionen Tonnen an Kampfmitteln alleine an den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee erfordern Ortungs- und Bergungstechniken auf wissenschaftlich höchstem Niveau, was jedoch auch entsprechende finanzielle Mittel notwendig macht, die die Länder alleine nicht aufbringen können.
Die austretenden Kampfstoffe verursachen eine unmittelbare Gefährdung von Mensch und Tier. Über Kontakt und über die Nahrungskette Meer.
Die Masse an Kampfmitteln aus I. und II. WK ist bereits jetzt schon so groß, dass es Generationen an Menschenleben bedarf, sie zu beseitigen.
Neben einer länderübergreifenden Zusammenarbeit der Anreihnerstaaten ist eine konsequente Friedenspolitik notwendig!
Folie 25
Quellenangaben