AKW-Abrissmüll auf Niemark: aber kein Konzept
Bis Ende dieses Jahres 2018 soll feststehen welcher Standort in Schleswig-Holstein
für die Unterbringung von sogenannten gering radioaktiv belasteten Abrissschutt aus
den Atomanlagen Krümmel, Brunsbüttel und Brokdorf genutzt werden soll. Neben den
Hausmülldeponie Gremersdorf ( Ostholstein), Großenaspe und Damsdorf/ Tensfeld im
Kreis Segeberg, sowie in Wiershop im Herzogtum Lauenburg, soll auch der Wertstoffhof
Lübeck Niemark zur Auswahl stehen.
Der ehemalige Umweltminister Habeck geht davon aus, das bei einem Grenzwert von
10 Mikrosievert keine Gefahr vom Abriss aus Atomanlagen ausginge, mit der Betonung
es gäbe „keine Belastung, höchstens eine Emotionale“.
Wir von der Umweltgewerkschaft Lübeck sehen das anders. Von jeden radioaktiven Stoff
geht erst einmal grundsätzlich ein gesundheitliches Risiko aus. Jede zusätzliche
Strahlung belastet den Menschen und die Umwelt.Und wir dürfen dabei nicht außer acht
lassen, das auch heute über dreißig Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl
teilflächig viele Areale in Schleswig-Holstein durch radioaktive Fallout mit Cäsium 137
kontaminiert sind. Es gibt weder Studien über die gesundheitlichen Folgen langzeitlicher
Niedrigstrahlung, noch den Beweis, das sich ionisierte Teilchen einfach wegwaschen ließen.
Radioaktive Strahlung durchdringt alles und heftet sich nicht nur an der Oberfläche
eines Stoffes an. Auch nicht an Mauerwerk und Eisenteile, die meist über dreißig Jahre
neben einem Abzugskamin eines Atomkraftwerks standen.
Der jetzige Lübecker Bürgermeister Jan Lindenau gab noch vor der Bürgermeisterwahl
im letzten Jahr in einer Stadtteilsitzung bekannt, das Lübeck für die Unterbringung von
Abrissmüll nicht in Frage käme. Heute ist ihm wichtig, das sich Lübeck seiner Verantwortung
stelle. Und das die Stadt grundsätzlich bereit sei, den „nicht strahlenden“
Müll auf Niemark zu deponieren. Es solle transparente Verfahren und Kosten-und
Risikofestlegung geben.
Während unseres Besuchs der Umweltgewerkschaft Lübeck auf dem Wertstoffhof
Niemark im September dieses Jahres gab es jedoch keine Antworten darauf, mit welchem
Konzept die Deponie die Lagerung des Abrissmülls gestalten wird. Auf die Fragen unserer
Mitglieder bezüglich der Sicherheit der Lagerung der Big Packs, in dem der Schutt verpackt
ist, wurde uns von der Leitung erklärt, das es dafür noch keinen Plan gebe. Es gibt weder ein
Konzept für die Umfüllung, für den Fall das die Big Packs zerreißen sollten, noch eine
speziell festgelegte Arbeitschutzbestimmung.
Die Leitung verwies auf die Zurückhaltung der Informationen durch den Vorstand der Deponie.
Von Transparenz und Risikofestlegung kann hier nicht die Rede sein. Von Beteiligung der
Öffentlichkeit ebenso wenig. Die Stadt sind ihre Bürger und nicht allein die Entscheidungen
der Politiker. Die Bürger sollten darüber selbst bestimmen, was auf ihrer Deponie gelagert
werden soll und was nicht. Und es sollte eine breite demokratische Diskussion in der
Bevölkerung geführt werden.
Text: Susan Kreft, Vorstand Umweltgewerkschaft Lübeck