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Sehr geehrter Oberbürgermeister Herr Dr. Lutz Trümper,

wir wenden uns heute als Einwohner von Magdeburg und Mitglieder der Umweltgewerkschaft mit einigen Positionen und dringlichen Fragen in Bezug auf die Bauvorhaben von MWG und Wobau im Stadtpark an Sie.

Der Rotehornpark ist die grüne Lunge der Stadt mit einer ganz besonderen Flora und Fauna. Wir sind empört, dass die MWG dort bereits illegale Baumfällungen vornahm und die Stadtverwaltung den geplanten Projekten keinen Riegel vorschiebt. Wir unterstützen den sachkundigen Widerstand gegen diese Entwicklungen, der sich u.a. durch die Bürgerinitiative "Rotehornpark retten!" entwickelt.

magdeburg rotehornpark fotoWenn die umfassenden Bauvorhaben im Rotehornpark neuerdings als ÖKOVIERTEL IM STADTMARSCH (!!!) benannt werden, ändert das - unserer Meinung nach - nicht den wirklichen Charakter der gravierenden Eingriffe. Diese würden dem Anspruch auf Natur-, Hochwasser-, Denkmal- und Klimaschutz für die Magdeburger Innenstadt konträr entgegenstehen. Auch wäre damit die Nutzung des gesamten Bereiches durch alle Magdeburger, Gäste und die nachfolgenden Generationen mehr als eingeschränkt. Der Rotehornpark trägt mit seinem gegenwärtigen Charakter entscheidend dazu bei, dass Menschen gern in Magdeburg wohnen und arbeiten bzw. die Stadt gern besuchen.

Gerade angesichts der weltweit bedrohlich fortschreitenden Umwelt- und Klimakrise halten wir es für dringend geboten, noch vorhandene stadtnahe bzw. stadtinterne Naturgebiete zu erhalten!

Wir distanzieren uns von der neuerlichen Darstellung, dass der Stadtpark erst in Höhe der ehemaligen Eisenbahnlinie ("Kanonenbahn") beginnt. Wir haben den gesamten Rotehornpark beim letzten Hochwasser 2013 als extrem betroffen erlebt - mitsamt den nötigen Evakuierungen im gesamten Umfeld!

Nun zu unseren konkreten Fragen:
1. Wie weit ist die erforderliche Umweltverträglichkeitsstudie gediehen bzw. welche Ergebnisse liegen diesbezüglich vor?
2. Wie ist der Stand der ungelösten Fragen des Baurechts? Wie steht es mit dem Vorhaben- und Erschließungsplan?
3. Wurden die entsprechenden Grundstücke durch die Landeshauptstadt Magdeburg an die Wobau übertragen?
4. Wie ist der Stand der Prüfung des "Städtebaulichen Rahmenplans Rotehorninsel Magdeburg" durch den neuen Stadtrat?
5. Wie wird der diesbezügliche Rahmenplan transparent und mit Hilfe umfassender Bürgerbeteiligung aktualisiert?
6. Wie wollen Sie den Einwohnern von Magdeburg die intensive Bebauung eines Hochwasserschutzgebietes erklären? Würde das bei neuerlichem Hochwasser nicht bedeuten, dass ein wichtiges Überflutungsterrain zum Schutze der Einwohner dann betoniert wäre - wo die Garnierung des Betons mit etwas Grün dann rein gar nichts hilft? Wie steht es mit Evakuierungsplänen u.a. für die geplanten zukünftigen Bewohner und Hotelgäste? Ist das Ganze nicht viel zu brisant -schon allein aus dieser Perspektive?
7. Im Vorfeld des 2. Weltkrieges entstanden Splitterschutzanlagen/Bunker, von denen sich vermutlich auch noch verborgene Anlagen im Stadtpark befinden (Helmut
Menzel, im Internet einsehbar). Auch mit dem Auftauchen unentschärfter Bomben/Blindgänger bei den Bauarbeiten ist zu rechnen. Sind sich Stadtverwaltung und Stadtrat dessen bewusst?
8. Wie ist der Stand des aktuellen Prüfverfahrens bezüglich der illegalen Rodungen durch die MWG und deren "Wiedergutmachung"?
9. Die geplanten Bauvorhaben sind zurecht auch im Stadtrat umstritten. Wie ist es möglich, dass Sie als langjähriger Oberbürgermeister Magdeburgs den
geplanten Bauvorhaben trotz aller sachkundigen Argumente positiv gegenüberstehen?

Wir erwarten Ihre Antworten im Zeitraum von vier Wochen.

Mit umweltbewegten Grüßen

Dagmar Stöhr und Peter Sauer

Umweltgewerkschaft Magdeburg, Ortsvorstand

Magdeburg am 10.11.2019