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Abschiebung eines seit 30(!) Jahren in Deutschland lebenden Familienvaters sollte mit Polizeigewalt durchgezogen werden - aber Massenprotest war stärker

(Korrespondenz Umweltgewerkschaft Göttingen)

Am 28.09.2020 um 2 Uhr nachts hat die Nachbarschaftsgemeinschaft im Göttinger "Rosenwinkel" die Abschiebung eines Familienvaters in den Kosovo verhindert. Der Mann lebt seit 30 Jahren in Deutschland und hat eine Familie mit kleinen Kinder in Göttingen. Ungefähr 50 Polizist*innen sind aus Braunschweig und Hannover gekommen, um die Wohnung der Lebensgefährtin des Mannes zu stürmen. Wegen des mutigen Protests der Nachbarschaft musste die Abschiebung abgebrochen werden. Ein Familienangehöriger berichtet: “Ich bin aufgewacht und nach draußen gelaufen. Überall war Polizei, viele Nachbar*innen waren draußen auf der Straße, Kinder haben geschrien und geweint. Ich habe die Polizei gefragt, was sie hier wollen. Sie meinten, sie wollen einen Mann abschieben, der sich in einer Wohnung im Rosenwinkel aufhalten soll.”

Er fragte die Polizei nach einem Durchsuchungsbeschluss. Die Polizei musste zugeben dass sie keinen haben und damit nicht berechtigt sind, die Wohnung zu betreten. Als sie mitbekommen haben, dass die Polizei eine Person abschieben will, ist die ganze Nachbarschaft mitten in der Nacht nach draußen auf die Straße gelaufen und hat gegen die Abschiebung protestiert.

Durch den gemeinsamen Widerstand konnte die Abschiebung dieses mal verhindert werden. Aber das war weder das erste noch das letzte Mal, dass die Polizei in den Rosenwinkel einbrechen will, um Leute, die schon seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland leben, aus ihrem Leben zu reißen.

Erst letztes Jahr wurde die gleiche Familie durch einen brutalen Abschiebeversuch mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und traumatisiert. „Ohne zu klingeln wollte die Polizei damals mit einem Schlüssel in die Wohnung eindringen, um meinen 19-Jährigen Bruder in den Kosovo abzuschieben!“, berichtet eine junge Frau. „Als sie das nicht schafften, haben sie mit einem Rammbock versucht, unsere Tür einzuschlagen und dabei mich, meine Mutter und meine Schwester verletzt! Mein Bruder ist hier aufgewachsen, geht hier zur Schule und arbeitet hier! Nun wollen sie ihn aus seinem Leben reißen!“

Auch damals hat die Familie die Abschiebung des Bruders und Sohnes verhindern können. Aber die Polizei kann jederzeit wiederkommen, um es erneut zu versuchen. [Im Kosovo werden Roma und Romnja auch weiterhin verfolgt. Das zeigt unter anderem der Mord an Gani Rama, einem Roma der aus Göttingen abgeschoben und am 20.07.2019 im Kosovo ermordet wurde. Der Kosovo ist nicht sicher!]

An die Ausländerbehörden, die Polizei und die Regierungen:

Es reicht! Lasst die Leute in Ruhe! Hört auf, Menschen aus ihrem Leben zu reißen, das sie sich jahrzehntelang aufgebaut haben. Hört auf, Leute in ein Land abzuschieben, das sie noch nie in ihrem Leben betreten haben. Hört auf, Leute in Umstände abzuschieben, in denen sie nicht sicher sind! Hört auf, Leute abzuschieben, egal wohin und egal mit welcher Begründung!