Als wir am Platz vor dem Porsche Museum ankamen, fragte ich einen der Polizisten, warum hier so viel Security-Leute herumschwirren. Augenzwinkernd meinte er sinngemäß, die wollen euch vor den Arbeitern schützen. Unsere Flyer hatten das Management auf uns aufmerksam gemacht. Aber statt uns zu „schützen“, versuchten die Securitys, jedes Gespräch zwischen den Arbeitern und uns zu unterbinden.
Unsere Flyer polarisierten: Während manche Kollegen den Daumen nach oben streckten, riefen andere „Scheiß Grüne - ihr macht bloß unsere Arbeitsplätze kaputt!“
Die Custodi hatten Waldkräuter und Zweige mitgebracht, „damit ihr wisst, wie unser Wald riecht“. Ihre Rede können wir hier leider nicht abdrucken, da sie frei sprachen und unsere Dolmetscherin (Mitglied der Umweltgewerkschaft) auch frei übersetzen musste. Die Rede der Umweltgewerkschaft ist weiter unten abgedruckt. Außerdem sprachen ein ehemaliger Porsche Kollege und ein ehemaliger Betriebsrat von Porsche. Und dann gab es noch das offene Mikrofon, wo wir auch Fragen von Kollegen beantworten konnten. Dazwischen wurden viele Umweltlieder gesungen. „Bella Ciao“ kam am besten an, und viele Kollegen zückten ihre Handys.
Rede der Umweltgewerkschaft vor Porsche
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Umweltfreunde,
Mit der inzwischen erreichten Erderwärmung von 1,59 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ist das magisch beschworene 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens Makulatur geworden.
Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erhitzt einschließlich dem angrenzenden Mittelmeer. Das ist ein Ausdruck der begonnenen Umweltkatastrophe. Alle Mittelmeeranreiner sind besonders von Hitzewellen und Austrocknung betroffen. Deshalb gilt ab jetzt:
kein Wald darf mehr gefällt und kein Trinkwasser mehr gefährdet werden!
Porsche betreibt unweit der Gemeinde Nardò nur wenige Kilometer vom Golf von Tarent entfernt eines der modernsten Testzentren der Welt. Das Nardò Technical Center (NTC) beinhaltet insbesondere die kreisförmige Teststrecke Pista di Nardò mit einer Länge von 12,6 Kilometern und einem Durchmesser von etwa vier Kilometern. Das Gelände verfügt zudem über weitere Fahrzeugteststrecken. Auf dem mehr als 700 Hektar großen Gelände beschäftigt sich Porsche mit der Hochleistungsprüfung von neuen Fahrzeugen der Luxusklasse für die ganz Reichen.
Wie immer wenn es gegen einen geschützten Wald, sauberes Trinkwasser oder den Artenschutz geht, bringt die Kapitalseite das Stichwort: „Arbeitsplätze!“ Ob hier in Stuttgart oder in Apulien. Arbeitsplätze können aber auch geschaffen werden, ohne gleich einen Wald abzuholzen. Es ist jedoch immer die Profitlogig, die nach der höchsten Kapitalrendite greift.
Und Porsche legt nach, es würden dort „intelligente Autos“ getestet werden. Wären diese Autos intelligent, würden sie diese Tests in Nardo verweigern.
Naturschützer: Einfach nur nachpflanzen ist schwierig
In Nardò weisen die Umweltschützerinnen und -schützer der Bürgerinitiative darauf hin, dass Porsche es sich zu einfach mache. In Süditalien sei es sehr trocken, es gebe ohnehin Probleme mit dem Wasser, weil es viel zu wenig regne - wie wolle man da nachhaltig aufforsten und sich gut um mehr als eine Millionen junger Bäume kümmern können?
Wer soll diese Pflanzen 50 Jahre bewässern und vor Sonne schützen? Porsche bietet wie wir gehört haben gerade mal 5 Jahre an.
Außerdem ein alter Wald kann bestens das Grundwasser halten. Ein junger nicht, da die Wurzeln viel zu kurz sind. Mit dem alten Wald würde dann auch die Artenvielfalt verschwinden. Ein junger Wald kann das nie kompensieren.
Wenn die Aufforstung nicht gelingt, wird der Schaden groß sein. Riesige Brachflächen mit Hitzestau statt Artenvielfalt und Schatten wären dann die Folge. Ein Habitat entsteht immer über lange Zeit.
Während der Aufforstung würde das Meerwasser weiter im Grundwasser vordringen. Und längerfristig das Grundwasser versalzen.
Jeder Wald ist tabu, jetzt erst recht. Deshalb sagen die Custodis auch: „…...unser Wald zählt nicht. Vielleicht zählt er schon, aber die Interessen der Firma zählen mehr“.
Es gibt einen großen Zusammenhang zwischen der Umwelt und euch Arbeiter die hier arbeiten. Arbeiter schaffen alle Werte dieser Erde und sie müssen lernen umzudenken. Arbeiter können auch umweltverträglichere Produkte schaffen, als gerade Rennwagen, Produkte und Transportmittel im Sinn des Umweltschutzes. Es geht um eure Kinder, um die Zukunft eurer Kinder.
Kolleginnen und Kollegen: Lasst uns zusammen gehen und versuchen, einen Weg zu finden. Für Arbeitsplätze und Umweltschutz!
Wir wollen den Konzern Porsche nicht „abwickeln“. Er muss umgebaut werden: Umbau, Rückbau oder Ausbau von Produktion, Produkten und Transportmitteln im Sinn des Umweltschutzes.“ Porsche Arbeiter können das. Die Konzernleitung muss dazu gezwungen werden.
Die AfD will euch weiß machen, „die Grünen würden eure Arbeitsplätze kaputtmachen.“ Es sind jedoch die Aktionäre, egal ob bei Porsche, Daimler oder VW, die mutwillig und sehenden Auges in ihrer Profitgier die Umweltkatastrophe herbeigeführt haben. Diese Katastrophe gefährdet künftig alle Arbeitsplätze. Deshalb müssen wir heute alles unternehmen, um diese Katastrophe noch irgendwie ab zu dämpfen. Unsere Forderungen:
Umbau, Rückbau oder Ausbau von Produktion, Produkten und Transportmitteln im Sinn des Umweltschutzes. Reduzierung des individuellen PKW-Verkehrs und attraktiver Ausbau des öffentlichen Personennahverkehr zum Nulltarif! Ersetzung aller mit fossilen Energien betriebenen Verkehrsmittel durch Elektro-, Wasserstoff-, Oberleitungs- und Schienenfahrzeuge; vorrangiger Ausbau des öffentlichen Schienenverkehrs. Reduzierung des Neubaus von Autobahnen und vierspurigen Schnellstraßen. Güterverkehr auf Schienen und Wasserwegen auf Grundlage regenerativer Energien.
Statt Wälder abzuholzen: Schaffung und Förderung ausgedehnter Grünzonen, Parkanlagen, Waldflächen, der Begrünung von Gebäuden, usw
Schaffung von Millionen gleichwertiger Ersatzarbeitsplätze im Umwelt-, Pflege-, sozialen und industriellen Bereich.
Packen wir es an!