Gestern machten wir (1 von UG Ulm, ein paar vom Jugendverband Rebell und 2 Abiturienten) einen kurzfristig vorbereiteten Hilfseinsatz. Günzburg liegt an der Mündung der Günz in die Donau und ist vom Hochwasser schwer betroffen. Der Wasserstand hatte 6 Meter über normal gestanden, inzwischen sind die Pegel sind stark zurückgegangen. In der Hockergasse, mit dem Alten-und Pflegeheim, verschiedenen Läden und Wohnhäusers bot sich sofort ein Bild der Zerstörung. Die Erdgeschosswohnungen und Keller waren zum Teil bereits ausgeräumt. An den Haustüren hatte das Wasser in 1 m Höhe gestanden und alles war vollgelaufen gewesen und alles musste raus. An der Straße sind jetzt meterhohe Haufen aus Mobiliar, Haushaltgeräten, Fußböden, und jeder Menge zerstörtem privatem Eigentum. Dann kommt der Bagger und lädt alles auf LKWs.
Wir beteiligten uns in zwei Gruppen am Ausräumen des Kellers des evakuierten Altersheim und des Erdgeschosses eines Ladens. Im Altersheimkeller war ein ganzes Materiallager in Wasser getränkt, das mit Heizöl vermischt war. Wir schleppten es rauf und deponierten alles auf einem benachbarten Stück Wiese. Schutz des Erdreichs oder Mülltrennung sind in so einer Situation illusorisch, das gehört auch zum Ausmaß dieser Umweltkatastrophe.
Die Bewohnerinnen und Bewohner haben uns sehr freundlich empfangen, als sie sahen, dass wir nicht zum Gucken gekommen waren. Wir wurden unkompliziert in die Arbeiten eingegliedert. Wir sahen, wie Nachbarn sich gegenseitig dort halfen, wo es am Dringendsten war, und Werkzeuge und Maschinen weiterreichten. Vom Nachbarhaus waren die Bewohner unbekannt verreist - es wurde auch notdürftig ausgeräumt.
Wir kamen immer wieder ins Gespräch, erfuhren einiges, konnten aber umweltpolitische Fragen nur sehr ansatzweise ansprechen, was ja verständlich ist.
Inzwischen gibt es eine Koordinierungsstelle des Landkreises Günzburg (aus einer Privatinitiative entstanden), wo man Hilfsgesuche und Hilfsangebote einstellen kann ( https://lkgz-hilft.de/ ). Vermutlich werden sie gerade die hilfsbedürftigsten und ärmeren Menschen weniger nutzen. Gesucht werden im Augenblick Trockengeräte und andere größere Baumaschinen. Es gibt viele spontane Hilfsangebote. Bei der Koordinierung und Organisation der Hilfe ist noch viel Luft nach oben, auch im Hinblick auf künftige zu erwartende regionale Umweltkatastrophen.
Wir fragten einige Bewohner, welche Unterstützung wir in den nächsten Wochen leisten könnten. Nach dem Ausräumen und der Trocknung käme die Renovierung dran - sie würde in Auftrag gegeben, mehr konnten sie auch nicht sagen. Viele sind bei Bekannten und Verwandten untergekommen, außerdem gab/gibt es Notunterkünfte in einer Halle.
Finanziell sieht es so aus, dass Flußanlieger eher nicht versichert sind. Dann wohnen viele in Miete und wissen noch nicht, was die Vermieterpläne sind. Die Soforthilfe der bayrischen Regierung war noch kein Thema. Die Folgen dieser regionalen Umweltkatastrophe sind nicht nur materieller Art. Eine Frau erzählte, als das Flußwasser stark anstieg, kam vormittags um 9.30 der Aufruf zur Evakuierung des Ortsteils und sie hatten 15 Minuten Zeit. Die Tochter nahm ihre Kuscheltiere mit, die Mutter Fotoalben und Dokumente. Dann die Fahrt zu Verwandten, wobei sie eine 83-jährige Nachbarin mitnahmen, weil sie ihr die Notunterkunft in der Halle nicht zumuten wollten.
Bild 1: So sieht es in ganzen Ortsteilen aus
Bild 3: Gerade leergeräumter Laden mit Wasserstandlinie
Bild 2 und 4: Der überschwemmte Altersheimkeller wird leergeräumt und anschließend ausgepumpt.
Der Bundesvorstand der Umweltgewerkschaft hat am 5.6. eine Erklärung herausgegeben, die ausführlicher auf die Ursachen und Schlussfolgerungen eingeht - macht sie bekannt!