Drucken

Frage:

Hallo liebes Umweltgewerkschaft-Team,

anlassbezogen kommen immer mehr Autoren zu dem Schluss, dass Grillen - vor allem mit Fleisch - das neue Rauchen ist.
Sollte man - wenn man Wert auf die Umwelt legt - beim Grillen (mit umweltfreundlicher Grillkohle) am besten auf tierische Produkte
verzichten? Was ist eure Einschätzung dazu? Sollte man da vorbildlich vorangehen oder ist Grillen mit Fleisch doch nicht so schlimm?

 

Antwort:

Lieber G.,

Fleisch ist (fast) immer "schlimm".

Für konventionelles Fleisch aus Großproduktion wird viel Kraftfutter gebraucht, damit die Tiere schnell an Gewicht gewinnen. Dieses Kraftfutter ist überwiegend Sojaschrot (auch wenn Wiederkäuer wie z.B. Kühe das nicht gut vertragen - sie kämen mit Gräsern und Blättern besser zurecht). Und dieses Soja wird z.B. in Südamerika angebaut. Das heißt zum einen lange Transportwege mit dem Schiff (das mit besonders umweltbelastendem Schweröl fährt). Das heißt auch, dass auf großen Landflächen mit häufigem Einsatz von Herbiziden angebaut wird. Gern auch mit sogenanntem Round-up-ready-Saatgut, d.h. gentechnisch so bearbeiteten Sojabohnen, dass sie selbst den Einsatz des Pflanzenvernichters Glyphosat überleben, alle anderen Pflanzen und die meisten Bodenlebewesen aber nicht. Auch Menschen werden von dem Zeug krank. Es heißt, dass Regenwald vernichtet wird, um hier bei uns Tiere zu füttern. Es heißt sehr oft, dass Kleinbäuer*innen von den Ackerflächen vertrieben werden, die sie traditionell bewirtschaften, für die sie aber keine Besitztitel haben, weil das in ihrer Kultur nicht vorgesehen ist. Der Einsatz von gentechnisch veränderten Futter bei der Aufzucht von Tieren muss übrigens beim Verkauf des Fleisches  nicht deklariert werden.
Wiederkäuer wie Rinder oder Schafe geben beim Verdauen Methan ab – ein Gas, das das Klima etwa 25mal stärker schädigt als CO². Besonders in der Massentierhaltung fallen so große Mengen an Exkrementen (immer versetzt mit Medikamenten) an, dass es Güllebörsen gibt, in denen Ackerflächen verhandelt werden, auf den die Gülle ausgebracht werden kann. Diese sind oft hunderte km von den Ställen entfernt, weil in deren Umgebung die Böden schon so überlastet sind, dass die Wasserwerke Mühe haben, Trinkwasser von ausreichender Qualität bereit zu stellen.
Ein bißchen anders sieht das bei Bio-Fleisch aus. Hier darf nur Futter gegeben werden, das selbst angebaut wird. Macht eine enorme Entlastung für die Menschen in Südamerika und spart viel Schweröl. Außerdem lassen Biobäuer*innen ihren Tieren mehr Zeit zum Wachsen. Diese können im besten Fall das fressen, was wir Menschen nicht vertragen, wie z.B. Gras, Eicheln, Käferchen usw. Dann nimmt ihre Aufzucht keine Flächen weg, die für Menschen-Lebensmittel genutzt werden könnten. Ist aber selbst im Biobereich eher selten; auch da werden Ackerflächen nur für den Anbau von Tierfutter genutzt.

Um etwa 1 kg Rindfleisch zu bekommen, müssen ca. 10 kg Getreide (oder Sojaschrot) gefüttert werden, egal, ob bio oder nicht. Von dieser Menge könnte mensch auch etwa 14 Laib Brot à 1 kg backen. Entscheide bitte selbst, wovon mehr Menschen satt werden können.

Also: Wenn schon Fleisch auf den Grill soll, dann ausschließlich aus der Aufzucht von Biobäuer*innen oder kleinen konventionellen Landwirten, die soviele Tiere halten, wie sie selbst Flächen für das Futter bewirtschaften können. Oder doch lieber gleich vegetarisch oder vegan grillen.

Und das Grillen selbst?
Auch wenn für die Grillkohle keine alten Wälder in der Ukraine oder sonstwo gefällt werden, sondern sie nur aus unbehandeltem Altholz hergestellt würde (davon gibt es aber viiiel zu wenig): Sowohl bei der Herstellung der Kohle als auch beim Verfeuern auf dem Grill werden sehr große Mengen an verschiedenen klimaschädigenden Gasen und Stäuben freigesetzt - egal, was auf dem Grill liegt. Also: Elektrogrill, auch wenn der nicht so romantisch ist - selbstverständlich mit Ökostrom.

Solidarische Grüße
Renate