Erklärung zum Protest gegen die Rodung des Hambacher Forsts und gegen den weiteren Braunkohle-Tagebau
Die Umweltgewerkschaft verurteilt aufs Schärfste die von der RWE betriebene vollständige Zerstörung des Hambacher Forstes zur Ausweitung des Braunkohle-Tagebaus in Hambach und dem Festhalten an der weiteren Verbrennung der Braunkohle. Dieser provokative Akt im reinen Interesse des Maximalprofits steht im krassen Gegensatz zur wissenschaftlichen Erkenntnis, dass ein weltweiter Ausstieg aus der fossilen Verbrennung und die Rettung der Wälder als CO2-Senken und Klimapuffer dringlichen Vorrang zur Verhinderung einer globalen Umweltkatastrophe hat.
RWE und die ihr dienenden Politiker und Gewerkschaftsführer missbrauchen das berechtigte Interesse und die Sorge der Bergleute und Kraftwerksarbeiter um ihre Arbeitsplätze für eine Hetzkampagne gegen die Umweltschützer und besonders die Waldbesetzer im Hambacher Forst. Für die Zukunft unserer Jugend muss der Kampf um Arbeitsplätze UND Umweltschutz jedoch ein gemeinsames Anliegen der Arbeiter- und Umweltbewegung sein. Die Drohung mit der angeblich gefährdeten „Energiesicherheit“ ist lächerlich. Insbesondere der Boykott regionaler Energiespeicher und des Zubaus der erneuerbaren Energien durch die Bundesregierung zugunsten der weiteren Verbrennung fossiler Energieträger, verhindert eine vollständige sichere Energieversorgung mit erneuerbaren Energien in Deutschland.
Wir verurteilen entschieden das provokative Eindringen von Polizei-Hundertschaften in den Hambacher Forst seit dem 25.8., die Stürmung des dortigen Camps und Zerstörung und Beschlagnahmung persönlicher Gegenstände sowie die Verhaftung mehrerer
Braunkohle-Gegner. Damit RWE ab Oktober unwiederbringliche Rodungs-Fakten schaffen kann, wird von der NRW-Landesregierung und der Polizei „einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte des Landes“ eingeleitet. Das ist Bestandteil der gesamten Rechtsentwicklung der Regierung in Deutschland. Während diejenigen, die sich zukunftsorientiert für die Rettung der Umwelt einsetzen, kriminalisiert und verfolgt werden, bekommen Umweltzerstörer wie RWE entgegen aller wissenschaftlichen Nachweise und Mehrheitsmeinung der Bevölkerung ein verbrieftes Recht für die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Wir erklären unsere Solidarität mit und Unterstützung der Aktivisten im Hambacher Forst, machen den Widerstand gegen den Braunkohle-Abbau und ihre unsinnige Verfeuerung bekannt, werben dafür und beteiligten uns daran.
Viele von uns sind selbst aktive Gewerkschaftsmitglieder in den DGB-Gewerkschaften. In ihnen setzen wir uns dafür ein, sich eindeutig zu positionieren im Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz, für konsequenten Umweltschutz und für die Zukunft der Jugend und
der Menschheit. In der Tat können und müssen Millionen neue Arbeitsplätze im Umweltschutz und für erneuerbare Energien geschaffen werden. In der Tat werden die Bergleute und Kraftwerksarbeiter dafür gebraucht und müssen die Arbeitsplätze dafür auf Kosten von RWE geschaffen werden. In vielen Dörfern im rheinischen Braunkohle-Gebiet beherbergt jedes zweiten Haus einen Krebskranken oder ist dort schon jemand an Krebs verstorben. Hauptursache sind die Ultragifte, die aus Hunderten Meter Tiefe mit der Braunkohle nach oben gefördert werden und die Braunkohle-Verbrennung selbst. Wir fordern deswegen auch, den Gesundheitsschutz ernst zu nehmen, der hier mit dem Interesse des Umwelt- und Klimaschutzes identisch wird. Nicht durch Unterordnung unter die Konzernprofite, sondern nur im gemeinsamen Kampf gegen die Monopolkonzerne kann das Interesse der Arbeiter und Angestellten durchgesetzt werden!
Die Umweltgewerkschaft steht wie keine andere Umweltorganisation in Deutschland für die konsequente Einheit der Arbeiter- und Umweltbewegung. Wir richten einen dringenden Aufruf an unsere Kolleginnen und Kollegen, die Arbeiter besonders in den Großbetrieben der Automobilindustrie, Stahlbranche, Energiewirtschaft und im Bergbau, eine konsequente und führende Rolle im Umweltschutz wahrzunehmen und sich mit der Umweltbewegung eng zu verbinden. Nur gemeinsam sind wir stark, die Spaltung betreibt dagegen das Geschäft rücksichtsloser Konzerne auf dem Rücken von Belegschaften und Bevölkerung. Kolleginnen und Kollegen, macht den Skandal um den Hambacher Forst zum Thema in Betrieb und Gewerkschaft, schickt Delegationen zu den
Waldspaziergängen im Hambacher Forst, die jeden Sonntag 11.30 Uhr stattfinden und beteiligt euch am Protest gegen die Rodung und den Braunkohle-Abbau. Umweltschützer, protestiert mit den Kumpels im Revier gegen die geplante Stilllegung und Flutung der
letzten Steinkohle-Zechen noch in diesem Jahr. Damit würden 1,6 Millionen Tonnen Giftmüll und 10 000 Tonnen PCB endgültig ins Grubenwasser und Grundwasser eindringen können. Trinkwasservergiftung und Vergiftung von Flüssen und Meeren droht in verheerendem und überregionalem Ausmaß! Der wertvolle Rohstoff Kohle kann in Medizin und Umweltschutz verwendet werden, darf aber nicht weiter verbrannt werden. Im Untertagebergbau kann Steinkohle umweltverträglich gefördert werden im Gegensatz zum
Tagebau.
Unterstützt in diesem Anliegen die gemeinsame Unterschriftensammlung von Kumpel für AUF und der Umweltgewerkschaft und die Groß-Veranstaltung am 6. Oktober in Gelsenkirchen zum großen Bergarbeiterstreik 1997!
Wir sehen nüchtern, dass Bundesregierung und Landesregierung NRW das Geschäft von RWE und anderen Konzernen betreiben ohne jede Rücksicht auf die Zukunftsinteressen der Bevölkerung. Das ist nicht neu. Schon in Wyhl gingen in den 1970er Jahren Arbeiter, Bauern und Umweltschützer gemeinsam mit dem Zitat von Berthold Brecht gegen das dort geplante Atomkraftwerk vor: „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Sie hatten Erfolg, und im Arbeitskampf der Kruppianer in Rheinhausen 1987/88 wurde das Zitat erneut zur Leitlinie eines erfolgreichen Arbeitskampfes.
Es gilt, die Kräfte zusammen zu führen und zu stärken. Organisiert Euch daher in der Umweltgewerkschaft und arbeitet mit uns zusammen in der Umweltplattform des Internationalistischen Bündnisses gegen die Rechtsentwicklung der Regierung:
Arbeiterbewegung und Umweltbewegung gemeinsam gegen den gemeinsamen Gegner, für Arbeitsplätze und Umweltschutz, für Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien, für eine Gesellschaft und Produktionsweise in Einheit von Mensch und Natur!