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- Kategorie: Transport & Verkehr
Nein. Das ist eine glatte Lüge. 2017 erreichte die weltweite PKW Produktion mit 73,5 Millionen PKW ihren Höhepunkt. Bereits 2018 sank die PKW Produktion durch die Weltwirtschaftskrise um 4% auf 70,5 Millionen PKW, 2019 um nochmals 4%1. 2018 betrug der Anteil an Elektroautos an den Neuzulassungen in Deutschland gerade mal 1%2 . Die weltweite Corona Pandemie hat die Weltwirtschaftskrise noch verstärkt. In Deutschland erreichten die Neuzulassungen ihren bisherigen Tiefpunkt im April 2020. Selbst im Oktober 2020 betrug der Anteil der batteriebetriebenen Elektroautos lediglich 8,4%3. Nicht die Elektromobilität ist die Ursache der Arbeitsplatzvernichtung, sondern der mit der verschärften Konkurrenz um kleinere Märkte verbundene Zwang zur Steigerung des Profits. Um Lohnkosten einzusparen, sollen beispielsweise bei Daimler in Untertürkheim 4000 Arbeitsplätze für die Herstellung von Autos mit Verbrennermotoren nach Osteuropa verlagert werden. Zugleich werden satte Milliardengewinne an die Aktionäre ausgezahlt. VW, Daimler und BMW haben zusammen Gewinnrücklagen im dreistelligen Milliardenbereich4. Wir sagen daher ganz klar nein zur Arbeitsplatzvernichtung und zur Abwälzung der Krisenlasten. Das gilt auch für die Strukturkrise bei der Umstellung auf e-Mobilität. Wir sind solidarisch mit dem Kampf der Belegschaften für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz ist auch unsere Sache!
Kämpft die Umweltgewerkschaft also jetzt für den Erhalt des Verbrennermotors?
Nein, natürlich nicht. Die Technik des Verbrennermotors ist überholt und umweltschädlich. Ein weiter so würde die Existenz der Menschheit aufs Spiel setzen. Wenn wir klarstellen, dass um jeden Arbeitsplatz gekämpft werden muss, ist das zugleich damit verbunden, wie denn die künftigen Arbeitsplätze aussehen müssen und wie sie erhalten bleiben sollen. Die Elektromobilität verkürzt die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Herstellung eines PKW deutlich, weil viele Teile eines „Verbrenners“ nicht mehr benötigt werden. Daher ist es logisch und gerechtfertigt die Arbeitszeit auf Kosten der Profite deutlich zu senken. Wir fordern daher die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich und die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen wie z.B. beim Aufbau von Batteriefabriken und Batterierecycling, beim Ausbau der erneuerbaren Energien und des öffentlichen Nahverkehrs.
Sind Batterien wegen des Kobalt- und Lithiumabbaus und deren begrenzten Vorräten nicht äußerst umweltschädlich?
Nicht automatisch. Rohstoffknappheit und zerstörerische Abbaumethoden sind ein generelles Problem, sobald Profit Vorrang vor der Einheit von Mensch und Natur hat. Kupfer ist viel knapper als Kobalt und Lithium, seine nach heutigem Stand abbaubaren Vorkommen reichen nur noch 39 Jahre5. Das spielt aber in den Medien nur eine untergeordnete Rolle. Überhaupt scheint das Rohstoffproblem für viele Medien nur ein Problem der Elektromobilität zu sein. Das eigentliche Problem ist aber die profitgetriebene Wegwerfproduktion. Jede Maschine, jeder Computer, Handys, Waschmaschinen etc. ist davon betroffen. Die Recyclingquoten für seltene Metalle sind unglaublich niedrig. Weltweit liegt sie für Kupfer bei 20%, Kobalt bei 16%5! Wir brauchen ein verpflichtendes umfassendes Recycling. Natürlich auch für die Elektromobilität. Da ist noch viel „Luft nach oben“. Es gibt inzwischen auch hoffnungsvolle Ansätze Batterien ohne oder mit deutlich weniger Kobalt und Lithium zu bauen. Da muss entsprechende Forschungs- und Entwicklungsarbeit entschieden vorangetrieben werden.
Es ist richtig, dass die Abbaumethoden von Lithium v.a. in Lateinamerika umweltzerstörerisch und für die indigene Bevölkerung existenzraubend sind. So wird in der Atacama Wüste lithiumhaltige Sole einfach an die Oberfläche gepumpt und dort in der Wüstensonne eingedickt. Aus Profitgründen wird auf die Wiedereinleitung und Ausgleich des hochgepumpten Solewassers verzichtet. Dadurch senkt sich der Grundwasserspiegel ab und die Gegend trocknet weiter aus. Das lehnen wir ab und sind solidarisch mit dem Kampf der Bewohner Chiles und anderer Länder, die sich gegen rücksichtslose neokoloniale Ausplünderung ihrer Ressourcen zur Wehr setzen. Lithium kann aber auch umweltschonend z.B. bergmännisch abgebaut werden, selbst in Deutschland. Es ist daher grundfalsch den Bergbau oder Lithiumgewinnung generell als umweltschädlich abzulehnen. Kinderarbeit und zerstörerische Abbaumethoden müssen generell bekämpft werden, nicht nur beim Kobaltabbau. Dafür muss auch ein Bewusstsein unter den Automobilarbeitern und auch in der Umweltbewegung geschaffen werden. Als Umweltgewerkschaft wollen wir dazu beitragen, auch den internationalen Kampf und ein internationalistisches Bewusstsein voranzubringen.
Es gibt Studien, die behaupten, ein Elektroauto ist nur wenig klimafreundlicher als ein „Verbrenner“.
Das sind Fake News. 2017 wurde eine Studie vom schwedischen Umweltinstitut IVL, finanziert vom schwedischen Verkehrsministeriums und Energieministerium, durchgeführt6. Sie wurde zum Kronzeugen einer Medienkampagne der Autoindustrie, um in der Dieselaffäre zu retten, was noch zu retten ist und um einen Keil zwischen Umwelt- und Arbeiterbewegung zu treiben. 17 t CO2 würden bei der Herstellung einer Batterie für Elektro-PKW emittiert und mindestens 200 000 km oder 8 Jahre muss ein Elektro-PKW fahren, um allein die CO2 Emissionen aus der Batterieproduktion zu kompensieren, hieß es noch mindestens bis Ende 2019. ARD und FOCUS online schrieben noch in 2019: „ARD-Doku: Bau einer E-Auto-Batterie erzeugt 17 Tonnen CO2“7. Die AfD toppt das Ganze noch, indem sie behauptet, dass ein Elektro-PKW sogar 500 000 km fahren muss um die C02 Emissionen für die Batterieherstellung zu kompensieren8. Dabei hatte die schwedische Studie das alles gar nicht festgestellt. Sie gab lediglich einen Überblick über alte Studien und kam zu dem Schluss, dass die Datenlage nicht ausreicht, um hier klare Aussagen zu treffen. Aus den schlechtesten Zahlen der schlechtesten alten Studien wurden dann die 17 t CO2 zusammengezimmert. Zur besten Sendezeit durften dann Kabarettisten wie Dieter Nuhr und Mario Barth ihre Polemik gegen Elektro-PKW und die Umweltbewegung zum Besten geben. Nuhr ist ja bekannt dafür, dass er Fridays for Future als „Klimahysteriker“ bezeichnet und befindet sich da auf AfD Niveau.
Tatsache ist, dass es eine Studie gibt, die bereits 2016 nachwies, dass ein Ford Focus E mit seiner 24 KWh Batterie lediglich 3,4t CO2 für die Batterieherstellung erzeugt9. Ein durchschnittlicher „Benziner“ stößt nach 20 000 km 3,7t CO2 aus (Verbrauch laut DEKRA)10. Bei einem Diesel sind es 3,4t. Nicht einberechnet ist hier der Energieverbrauch vom Bohrloch bis zur Tankstelle. Der wird regelrecht verschleiert.
Als Umweltgewerkschaft beteiligen wir uns an einer Aufklärungsarbeit gegen die Desinformationskampagne über die Elektromobilität wie sie von der Autoindustrie oder der AfD und rechten Betriebsräten betrieben werden.
Sieht die Umweltgewerkschaft die e-Mobilität bei PKWs als Teil der Lösung?
Ja, aber nur als Teil. Eine einfache 1:1 Ersetzung Verbrenner PKW gegen Elektro PKW kann nicht das Mobilitätskonzept der Zukunft sein. Wir brauchen einen gut ausgebauten, attraktiven und kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Das ist das A und O im Verkehrskonzept für Städte. Auch die e-Mobilität bei Fahrrädern eröffnet neue Möglichkeiten. Wir benötigen Park+Ride Parkplätze um die vielen Pendlerbewegungen in die Stadt und wieder raus zu vermeiden. Wir brauchen eine Rückverlagerung von Güterverkehr und Personenfernverkehr auf die Schiene, Wasserstofftechnologie und verbesserte batterieelektrische Konzepte, v.a. wenn große Massen über weite Entfernungen bewegt werden müssen, wie beim Schiffs- und Flugzeugverkehr – Aufbau und Ausbau einer entsprechenden Forschung und Entwicklung, sowie Industrie, Schaffung neuer Arbeitsplätze für den Bau und Betrieb neuer Verkehrsmittel und erneuerbarer Energien. Bis 2030 muss eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien erfolgen.
Jeder Fortschritt musste und muss hier gegen die Interessen internationaler Großkonzerne und Banken erkämpft werden. Die Deutsche Bahn betreibt z.B. selbst die Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße, macht international mehr Umsatz mit der Straße und Schiffsverkehr als mit der Schiene. Die Deutsche Bahn gehört also zusammen mit den Autokonzernen ebenfalls zu den Hauptverursachern des Verkehrschaos.
Mit zunehmender Umstellung auf batterielektrische Fahrzeuge setzt sich nun auch die Autoindustrie als „umweltbewußt“ in Szene und versucht ihr angeschlagenes Image wieder aufzupolieren. Die Verkehrsfrage kann man aber nicht auf die Klimafrage reduzieren. Raubbau an Rohstoffen, Ausbeutung und Verkehrschaos, Mikroplastik durch Reifenabrieb gibt es auch mit den neuen batterieelektrischen PKWs. „Profitverkehr“ läuft verkehrt - ein Paradigmenwechsel in der gesamten Gesellschaft ist nötig: weg vom ein Personen PKW, Just in Time, (Vieh) Transporte quer durch Europa. Wir brauchen eine gesellschaftspolitische Zukunftsdebatte ohne antikommunistische Tabus. Wir sind keine kommunistische Organisation, bekämpfen aber Antikommunismus, Faschismus und Rassismus. Schon 1946 schrieb der Schriftsteller Heinrich Mann „Der Antikommunismus ist niemals etwas anderes gewesen, als die billige Ausrede, um jede Verbesserung der menschlichen Lage in Verruf zu bringen.“
Wer bei uns Mitglied wird, der stärkt die Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung. Nur gemeinsam können wir die soziale Frage und die Umweltfrage lösen. Nur gemeinsam werden wir zu einer überlegenen Kraft, die die Erde vor dem Kollaps rettet! Werdet Mitglied, macht mit beim Forum. Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung.
Quellen:
2 Kraftfahrbundesamt Zulassungen 2018 https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Neuzulassungen/jahresbilanz/2018/2018_n_jahresbilanz.html?nn=2601598
3 Kraftfahrt-Bundesamt Neuzulassungen Oktober 2020 https://www.kba.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/Fahrzeugzulassungen/pm26_2020_n_10_20_pm_komplett.html?nn=2562684
4 Daimler Geschäftsbericht 2019 https://geschaeftsbericht.daimler.com/gb2019/konzernabschluss/bilanz#
VW Geschäftsbericht 2019 https://www.volkswagenag.com/presence/investorrelation/publications/annual-reports/2020/volkswagen/Y_2019_d.pdf
BMW Geschäftsbericht 2019 https://www.bmwgroup.com/content/dam/grpw/websites/bmwgroup_com/ir/downloads/de/2020/hautversammlung/BMW-Group-Geschaeftsbericht-2019.pdf
5 https://www.remondis-nachhaltigkeit.de/vermitteln/rohstoffknappheit/?skip=1&rC=1
6 The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries May 2017 http://www.energimyndigheten.se/globalassets/forskning--innovation/transporter/c243-the-life-cycle-energy-consumption-and-co2-emissions-from-lithium-ion-batteries-.pdf
8 AfD NRW vom 15.01.2019 https://afd.nrw/aktuelles/2019/01/wie-die-e-auto-luege-den-wohlstand-vernichtet/
9 https://pubs.acs.org/doi/pdf/10.1021/acs.est.6b00830 Cradle-to-Gate Emissions from a Commercial Electric Vehicle Li-Ion Battery: A Comparative Analysis Publication Date:June 15, 2016
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- Kategorie: Stuttgart
Trotz der schlechten Wettervorhersage kamen bis zu 500 Personen zur Kundgebung vor der Oper. In zwei Demonstrationszügen ging es rein in die Innenstadt.
Die Umweltgewerkschaft konnte eine Rede bei der Auftaktkundgebung am Stöckach halten. Hier die Rede von Maria Vescovi vom Bundesvorstand der Umweltgewerkschaft:
"Liebe Stuttgarterinnen und Stuttgarter, liebe Mitstreiter und Demonstrierende
Ich bin Maria Vescovi vom Bundesvorstand der Umweltgewerkschaft und freue mich, dass ich hier sprechen kann.
Wir sehen unsere Umwelt auf vielfältige Weise bedroht: Die menschengemachte Klimakrise, die Abholzung der Regenwälder, Zerstörung der Meere und vieles mehr. Unsere Verkehrsprobleme hier in Stuttgart sind Teil einer allgemeinen Umweltkrise, die droht, in eine weltweite Umweltkatastophe überzugehen. Neueste Studien belegen, dass der Reifenabrieb etwa ein Drittel des Mikroplastiks in den Meeren ausmacht. Ursache der ganzen Probleme ist, dass die ganze Art und Weise wie heute produziert, konsumiert und gelebt wird, vom kapitalistischen Profitprinzip geprägt ist. Dadurch wird die Umweltfrage zu einem weltweiten gesellschaftlichen Problem; und wir brauchen die gemeinsame Aktion der Arbeiterbewegung und der Umweltbewegung, wenn wir diesen Kampf zur Rettung der Umwelt gewinnen wollen.
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- Kategorie: Verkehr
Die Rechtsentwicklung der Bundesregierung geht einher mit einer verschärften Rationalisierung und Arbeitsverdichtung in vielen Betrieben. Erst recht bei VW – fallen sie doch im internationalen Konkurrenzkampf immer weiter zurück.
Hier wird so mancher sagen: Was? Sie machen doch Traumprofite?
Ihre Traumprofite und Erfolgsmeldungen sind so überschwenglich wie oberflächlich: Wenn die Rede ist von 6,1% Absatzplus im Mai 2018, so muss man das differenziert betrachten. Die EU fällt weit zurück, in Deutschland liegt der Absatz gar bei 2%, in den USA bei 3%. Auch im chinesischen Markt verliert VW an Boden mit einem Plus von nur noch 6,6% - die riesigen Märkte sind Brasilien mit 28% und Russland im zweistelligen Bereich ( keine genauen Zahlen bekannt). In der Ranking Liste der 500 größten Monopole der Welt fallen sie seit 2015 kontinuierlich ab.
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- Kategorie: Verkehr
Interview mit Herrn Mock, Managing Director der Organisation ICCT ( International Council oft Clean Transportation).
Diese Organisation hat gemeinsam mit der DUH maßgeblich den VW- Dieseskandal mit aufgedeckt.
Ein Interview von Christian Frahm
Spiegel - 22. Juni 2018, 15:28 Uhr
Die Umweltminister der EU-Länder kommen am Montag in Luxemburg zusammen, um über die Abgasvorschriften für Neuwagen nach 2021 zu beraten - dem vielleicht wichtigsten Klimaschutzgesetz für den Straßenverkehr. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht bisher vor, den Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) von Fahrzeugen bis zum Jahr 2025 durchschnittlich um 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Ausgangspunkt ist der Ausstoß von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bei Pkw und 147 Gramm bei leichten Nutzfahrzeugen. Diese Zielwerte gelten noch bis 2021, die neuen Vorgaben bauen darauf auf.
SPIEGEL ONLINE: Herr Mock, halten Sie diese Ziele für angemessen?
Mock: Die Zielwerte der Kommission werden bei Weitem nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele der EU für das Jahr 2030 zu erreichen. Diese sehen vor, die Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, Deutschland strebt sogar 55 Prozent weniger an als im Jahr 1990.
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